Nach mehr als einem Jahr war es am 02.04.2011 endlich soweit, dass wir drei uns zum Brauen vom ersten Creussen Bier trafen.
Samstag morgens um 09:00 Uhr ging es erstmal gut gelaunt und gelassen mit nem Kaffee los. Wir hatten ja den ganzen Tag Zeit und Heike (erste Brauanlage) schon drei mal getestet. Da kann doch eigentlich gar nichts grossartig schieflaufen.
Wie zickig sich Heike die nächsten 13 Stunden zeigte, hätte der grösste Pessimist unter uns nicht mit gerechnet ;-)
Die Produktion musste dann auch erstmal losdüsen zu nem Kumpel und noch die Hefe besorgen. War natürlich den ganzen Vormittag unterwegs. Management und Technik bauten derweil Heike zusammen, testeten noch mal die Pumpe für die Kühlung und reinigten bzw. desinfizierten notwendige Teile.
Irgendwie vermuteten wir schon, dass Hefe besorgen länger dauert. War bestimmt mit nem kleinen Umtrunk verbunden, um sich vor dem Reinigen zu drücken. Gegen Mittag tauchte SM mit der Hefe wieder auf und wir konnten endlich richtig loslegen.
Management und Produktion mahlten das Pilsner Malz mit unserer ersten Malzmühle Brewferm Gusseissen zu Schrot.
Probleme traten hier bei der Einstellung der Feinheit des Schrotes auf. Die beiden Mahlscheiben gingen beim ersten Drehen ausseinander und das Schrot wurde immer grober. Die Lösung mit den Flügelmuttern ist nicht das Wahre, eventuell müsste man das noch irgendwie Kontern.
Wir haben dann die Mahlscheiben ziemlich eng zusammengezogen und einfach losgeschrotet. Das ging eigentlich gut von statten, einzig das Kurbeln nervte etwas. Für das Schroten von 4kg Malz, die wir bei unseren ersten Brauen benötigten, brauchten wir etwa 15 Minuten. Das Ergebnis war für uns auch akzeptabel.
Aber nächstes mal sollten wir die Malzmühle besser an einen Tisch schrauben, dessen Platte nicht in 2 Hälften gebrochen ist ;-)
Das Erhitzen von 20l Wassers mit unserem elektrischen Wecktopf stellte sich als relativ langwierige Geschichte dar. Die Prüfung der Temperatur mit einem digitalen Thermometer schien auch keine exakten Werte zu liefern, was womöglich an dem Knick im Fühler lag. Letztendlich benutzten wir zum Messen deshalb ein altes Einkochthermometer.
Im nächsten Schritt schütteten wir das Schrot über einen Trichter in der Deckelöffnung in das auf etwa 50 Grad
aufgeheitzte Wasser. Allerdings verklumpte das Schrot schon nach kurzer Zeit.
Blieb nur noch Plan B, den Wecktopfdeckel einschliesslich dem angebauten Rührwerk wegzunehmen und mit der Hand
zu rühren. Das Schrot verteilten wir dann mit einem Messbecher über die ganze Topffläche ohne zu verklumpen.
Nach dem Einfüllen des Schrotes setzen wir unser selbstgebautes Rührwerk wieder in Gang. Dauerte jedoch nicht lange und das kleine Netzgerät machte wegen Überhitzung schlapp. Glücklicherweise war Michi als Zaungast dabei und besorgte schnell ein Stärkeres von zuhause.
Aber auch damit mussten wir erkennen das unser Rührwerk für das Maischen einfach zu schwach ausgelegt war. Das weitere Rühren erfolgte deshalb einfach wieder per Hand mit einem grossen Löffel.
Nach dem Einfüllen des Schrots erhitzen wir unter dauernden Rühren den Sud auf etwa 60 Grad und liessen das bei dieser Temperatur 10 Minuten rasten. Danach weiter auf 65 Grad und wieder für 10 Minuten rasten.
Ab 65 Grad ging das Verzuckern los und wir erhitzten den Sud unter dauernden Rühren schrittweise weiter bis auf 72-74 Grad. Dort liessen wir das wieder für 10 Minuten köcheln. Anschliessend haben wir versucht den Sud auf 73-78 Grad gleichbleibend zu halten, was allerdings wegen der ungenauen Messungen schwierig war.
Auch die Jod-Messung zeigte keine eindeutige Verfärbung, selbst ein Test mit nur Malz und Wasser zeigte neutral. Hier benötigen wir zukünftig eine bessere Jod-Lösung.
Statt der geplanten Stunde brauchten wir schliesslich sogar zwei Stunde für diesen Arbeitsschritt.
Der erste Test der Vorderwürze vor den Nachgüssen ergab eine Stammwürze von ca 15% (besser wären 17-18%).
Beim Läutern fehlte uns dann auch noch das Filtertuch. Selbstverständlich hatten wir daran gedacht eines zu kaufen, genauso selbstverständlich hatte niemand daran gedacht das nach dem letzten Test zu reinigen.
Was wir schliesslich als Ersatzfiltertuch benutzten unterliegt absoluter Geheimhaltung und nicht mal Wikileaks
wird es schaffen das ans Licht zu bringen. Nur noch soviel dazu, es hatte ein schönes Blumenmuster :)
Das nächste Läutern wollen wir auf jedenfall ohne Filtertuch durchführen.
Bei Läutern erzielten wir in etwa 16 Liter. Beim nächsten Sud planen wir das Maischen mit mehr Schrot und weniger Wasser durchzuführen und dadurch das Ergebnis kräftiger zu machen. (Wir mussten beim Kochen Wasser nachkippen weil Stammwürze zu hoch war).
Mittlerweile war es abends und wir begannen mit den Nachgüssen. Dazu schütteten wir ungefähr 2/3 Wasser mit 78 Grad nach. Bei nächsten mal wär ein zweiter Behälter, den wir nebenbei erhitzen können, sehr hilfreich.
Das Spindeln nach den Nachgüssen ergab eine Stammwürze von ungefähr 10%, den wir zukünftig noch auf 8% drücken möchten.
Gegen 19:30 Uhr kochten wir den Sud bei 100 Grad für 1 Stunde. In diesem Schritt gaben wir ca 22g Hopfen, den wir direkt von der Kulmbacher Brauerei bekommen haben, hinzu. Die vorher ausgerechnete Menge schätzten wir einfach grob ab.
Während des Kochens mussten wir immer wieder Wasser nachgiessen und die Stammwürze kontrollieren. Wie schon erwähnt wollen wir hier beim nächsten mal die Vorderwürze auf 8% heruntersenken.
Unser Rührgerät erzeugte eigentlich einen guten Wirbel (Wirlpooleffekt), allerdings war beim Abpumpen unser selbstgebauter Hopfenseiher mechanisch verstopft. Kurzerhand hielten wir den Absaugeschlauch manuell an die Aussenwand damit möglichst kein Hopfen eingesaugt wurde. Einmal hat sich der Schlauch jedoch doppelt ums Rührwerk gewickelt :)
Den angesaugten Sud pumbten wir in unsere Hauptgärbehälter.
Die selbst entwickelte Gegenstromkühlanlage, die wir in mehreren Testläufen erfolgreich probierten, wollte bei der Premiere dann einfach nicht laufen. Bis wir im Dunkeln mit ein paar Handlampen endlich rausfanden, dass nur die Bohrmaschine die Welle der Lebensmittelpumpe nicht richtig anpackte, waren wir mit unseren letzten Kräften ziemlich am Ende.
Nach dem Kühlen haben wir dann nur noch die Flüssig-Hefe zugegeben.
Das Spindeln des Suds vor der Gärung ergab 12% Stammwürze.
Für die Hauptgärung benutzten wir lebensmittelechte Kunststoffeimer, die wir spontan von der Pizzeria Luci bekommen konnten. Die offenen Eimer kühlten wir in unserem Lager bei 2-3 Grad.
Nach etwa 5 Tagen zeigten die beiden Gärbehälter unterschiedliche Entwicklung, sodass wir uns entschlossen beide Eimer mit einem Trichter in einen grossen Gärballon zusammenzuschütten.
Etwa 8 Tage nach dem Bier Brauen füllten wir unser Bier aus dem grossen Gärballon in die gereinigten und desinfizierten Bügelverschlussflaschen ab.
Die Flaschen stellten wir zum Lagern für ca 30 Tage in unseren Kühlschrank und kühlten Sie auf 2-3 Grad.
Schon während des Lagerns machten wir wöchentliche Qualitätskontrollen und prüften den Druck auf den Flaschen manuell.
Nach einem Monat opferten wir dann ein Bier zum Prüfen. Dabei stellten wir erfreulich fest, dass das Bier für ein Selbstgebrautes wesentlicher klarer war, als wir gedacht hatten. Es hatte wirklich eine schöne Farbe, wenig Trübung und kaum Schwebstoffe. Selbst der Schaum war schön und auch etwas Sprudeln war vorhanden.
Das Spindeln ergab dann eine Stammwürze von ca 3%.
Am 5. Mai war es dann auch endlich soweit. Wir drei kamen zu einem Brauer Treffen im Garten zusammen und probierten das erste mal unseren Stoff.
Wir überliessen SM als Brauer die Ehre den ersten Schluck des neuen Creussen Bieres zu machen. Aber genau genommen hat den ersten Schluck ja so ne Mücke abgekriegt die dem Management beim Einschänken ins Glas geflogen ist ;-)
Vom Ergebnis waren wir alle drei begeistert. Neben der schönen Farbe und dem Klasse Schaum schmeckte es uns auch sehr gut. Das Einzige was uns nicht gefiel war der etwas säuerliche Geruch der beim Öffnen der Flasche entgegenkam.
Mit einer Gesamtnote von 2,33 viel die interne Bewertung unseres ersten selbstgebrauten Bieres recht gut aus.
Eine Woche später testeten wir in der Pyramide (Zankholzhütte) in Creussen unser Bier in einer offiziellen Bier Probe mit den Freunden, die uns während des Brauens geholfen haben. Dabei schnitt unser Selbstgebrautes mit einer Gesamtnote von 1,78 hervoragenden.
Der mit unserer Produktion befreundete Brauer Jörg hat eine Analyse für unser Bier durchgeführt und folgende Werte ermittelt:
Letztendlich waren wir heilfroh darüber, dass wir erst im April unser erstes Bier Brauen durchgeführt haben. Wir hatten Sonne satt, konnten nebenbei Grillen und hatten Nachts um 22:00 Uhr schliesslich unser erstes Creussen Bier im Lager stehen.
Mit unseren Kräften am Ende und die Produktion mit nem Sonnenbrand wie ein Rothaut-Indianer, freuten wir uns nur noch darauf ein gemütliches Kulmbacher zu schlucken.
Allen war klar, im Winter bei kälteren Temperaturen hätten wir das im Freien auf keinen Fall geschafft.
Grossen Dank auch an unsere Freunde Tanja, Heike, Michi und Ingo für die Klasse Unterstützung.